Hauptseite

Aktueller Hinweis: Mahnwache für Frieden jeden Mittwoch 18 Uhr am Lullusbrunnen
(nächster Termin: 21. Mai 2025; nähere Informationen hier)
Willkommen auf der Internetseite der
Friedensinitiative Hersfeld-Rotenburg
Unser nächstes Treffen:
Mittwoch, 11. Juni 2024
ca. 18:50 Uhr im Buchcafe

Aktuelles:

Solidarität statt Konkurrenz und Abgrenzung!

veröffentlicht am 29.04.2020 um 08:54:21

Liebe Friedensfreunde, 

wir möchten aktuell auf die neu gegründete Initiative "Leben schützen oder weiter rüsten" sowie die Aktion "Schutz auch für Geflüchtete" hinweisen.

Manche Menschen stellen sich aktuell eine Frage, die eigentlich immer relevant ist: Richtet man sein Handeln an den eigenen Bedürfnissen und Interessen aus oder denkt man auch an andere, deren Möglichkeiten begrenzter sind als die eigenen? 
Es geht um die Frage: Konkurrenz und Egoismus oder Menschlichkeit und Solidarität? Abgrenzung oder Zusammenarbeit?

Zu dieser grundsätzlichen Frage des eigenen Handelns als Person aber auch als ganze Gesellschaft machen sich manche Menschen aktuell neue Gedanken, sie überdenken das bisherige Verhalten im Angesicht eines weltweiten Problems, das eben nicht vor Grenzen Halt macht oder vor dem Wohlstand schützt. Das Coronavirus öffnet manchem vielleicht die Augen. Man darf sich fragen - und man darf Hoffnungen haben - was dieses Überdenken und Umdenken für die Zukunft bringen mag.
Andererseits aber gibt es auch die Schattenseiten: Mancher nämlich fordert gerade in der aktuellen Situation noch schärfere Abgrenzung, noch mehr Konzentration auf den eigenen Schutz ohne Rücksicht auf Randgruppen der Gesellschaft, auf die Menschlichkeit, auf andere Länder.

Positive Signale gibt es, Probleme gibt es auch in der aktuellen Situation. Die Politik ist - zum Glück - einmal nicht zu vorderst an wirtschaftlichen Überlegungen ausgerichtet. Dafür müssen wir durchaus dankbar sein. Und auch wenn die ergriffenen Maßnahmen mit Sicherheit hier und da nicht in jedem Detail richtig sind - so ist das Grundprinzip richtig: Es soll eine Krankheit eingedämmt werden. Denn sicherlich ist das Coronavirus keine Bedrohung für die Existenz der Menschheit aber es ist eine Bedrohung insbesondere für schwächere Mitglieder unserer Gesellschaft und die gilt es zu schützen.
Natürlich muss es dennoch auch erlaubt sein, einzelne Maßnahmen in Frage zu stellen oder zu kritisieren. Auch darf man hier seine Stimme erheben und diskutieren. Aber machen wir uns auch bewusst, dass es unmöglich sein dürfte, als Entscheidungsträger in der aktuellen Situation alle Details der Problematik zu überblicken und auch alle Folgen von Maßnahmen bedenken zu können.
Daher sind Nachbesserungen hier und da nötig, aber auch hier und da sinnlose Einzelregelungen vielleicht zunächst zu erdulden - an anderer Stelle aber auch für die Nachbesserung zu streiten.

Und es ist auch Kreativität gefordert, damit trotz bestehender Einschränkungen Menschlichkeit weiter möglich ist. Denke man zum Beispiel an die Durchführung einer Beerdigung, bei der es sicher nicht sinnvoll ist, die Anzahl der Anwesenden auf eine einstellige Personenzahl zu beschränken. Hier sind Pfarrer meines Erachtens gefordert, gerade bei diesem zur Zeit guten Wetter Lösungen zu finden, die durch ausreichenden Abstand die Teilnahme der ganzen Familie erlauben. Dies nur als ein Beispiel von sicher vielen.

Es sei auch an die Menschlichkeit appelliert im Großen wie im Kleinen. Auch an die Vernunft. Das betrifft Hamsterkäufe als sehr unsolidarische Handlung ebenso wie den Missbrauch von Weisungsbefugnissen beispielsweise von Polizisten ohne Einschalten des Menschenverstands, wenn offensichtlich nicht gefährdende Handlungen wie das Eisessen dreier Personen auf drei im Abstand von mehreren Metern stehenden Parkbänken mit Strafzahlungen belegt werden.

Denken wir aber auch an Randgruppen und deren Probleme, die uns aktuell nicht im Bewusstsein sein mögen, weil wir selbst jeden Tag über die Veränderungen in unserem eigenen Alltag nachdenken.
Denken wir an Alte und Kranke, die sich sicher über den ein oder anderen Anruf mehr in diesen Tagen freuen werden. Denken wir aber auch an Geflüchtete. 
Und vergessen wir die Probleme dieser Welt nicht, die nichts mit der Coronavirus-Welle zu tun haben. Denn weiter werden Kriege geführt, weiter sitzen unzählige Flüchtlinge in überfüllten Lagern fest - gar nicht auszudenken, wenn dort gar Krankheiten (nicht nur das Coronavirus) ausbrächen.

Auch wenn insbesondere die Nachrichten im Fernsehen derzeit kaum mehr andere Themen abdecken, so sind diese Probleme nicht verschwunden.

Daher sei hier auch der Hinweis auf die Campact-Aktion "Schutz auch für Geflüchtete" hingewiesen. Hier kann man angesichts der aktuell eingeführten "Maskenpflicht" ein Zeichen setzen.

Es sei auch an die Politik appelliert, die wirtschaftlichen Folgen der drastischen Maßnahmen großzügig zu lindern. Hier gilt Solidarität und es sei Skeptikern versichert, dass jede Hilfsmaßnahme letztlich der Gesamtgesellschaft und auch den Staatsfinanzen zu Gute kommen wird. Wir stehen hier vor politischen Entscheidungen und nicht vor wirtschaftlichen Grenzen unseres Handelns als Gesellschaft. Jede Investition des Staates in die Versorgung seiner Bürger erspart längerfristige Notwendigkeit von Hilfen bei etwaigen privaten oder unternehmerischen Insolvenzen. Und in Anlehnung an den "New Deal" sei vorhergesagt, dass staatliche Investitionen in notwendige Infrastruktur und das Gesundheitswesen der Gesamtwirtschaft gut tun würden.

Auch langfristig müssen wir uns fragen, ob die Coronavirus-Welle uns als Menschheit vielleicht endlich die Augen öffnet und wir erkennen, dass Konkurrenz oder gar Kriege nur zerstören, während die Menschheit in Zusammenarbeit viel mehr erreichen könnte. Kriege kosten jedes Jahr Milliarden an Geldern und zerstören, was mühevoll aufgebaut worden ist. Ganz zu schweigen von den vielen verletzten und Toten. Dabei währen unsere Mittel und unsere Mühen viel besser investiert bei der gemeinschaftlichen Lösung von Problemen, die die ganze Menschheit angehen - wie Klimaschutz, nachhaltiges Wirtschaften und der Kampf gegen Krankheiten. Aber auch zur solidarischen Unterstützung von benachteiligten Gruppen und Gebieten auf der Welt wie auch in den einzelnen Staaten sind gemeinsame Anstrengungen nötig und nicht die Sicherung des Wohlstands Einzelner - das macht uns als Menschen aus und das sollte unser Handeln als Menschheit aber auch als Einzelperson bestimmen.

Um all diese Dinge zu erreichen - um endlich die Vision zu verfolgen, die man nach dem zweiten Weltkrieg mit der Gründung der Vereinten Nationen festgeschrieben hatte, muss Zusammenarbeit und Solidarität oberstes Gebot des Handelns werden - im Kleinen wie im Großen. 
Das meint den Einsatz der zu Verfügung stehenden Ressourcen wie Arbeitskraft, Bodenschätze aber auch Wissen. Aber das meint auch unbedingt das Ende des gegenseitigen Zerstörens und Tötens auf der Welt.

Deshalb begrüßen und unterstützen wir die neu gegründete Initiative "Leben schützen oder weiter rüsten", die hier Denkanstöße bieten und die Weichen neu stellen möchte.

Bleibt gesund und auch frohen Mutes!


[Lucas Sichardt]